Der Tag, an dem ...

Der Tag, an dem die Vögel schwiegen

Foto Jaana Redflower

Der Tag, an dem die Vögel schwiegen
postapokalyptisches Endzeit-Szenario
Jaana Redflower
ISBN: 978-396174-030-7
Paperback, 260 Seiten, Format 14,8 x21 cm
August 2018

Nordamerika, nahe Zukunft.
Eines Tages ist es soweit: Die Sirenen heulen, eine Katastrophe ist über die Menschen hereingebrochen. Die Regierung fordert sie auf, in den Keller zu gehen. Bis jemand sie befreit.
Doch niemand klopft an. Denn oben gibt es nur noch Überreste der alten Welt.
Zwischen verdorbenen Pflanzen und mutierten Tieren beginnt ein erbitterter Kampf ums Überleben.

Leseprobe

Von der Kletteranlage war nicht mehr viel übrig. Das Gerüst, ein stabil gebautes Etwas mit dicken Stahlrohren, bildete die halb zerfressene Wirbelsäule für etwas, bei dessen Anblick sich mir der Magen umdrehte. Es gab kein rotes Plastik mehr, keine bunt bemalten Streben. Die Aufkleber − eine Menagerie aus Comic-Tieren − fehlten ebenso. Anstelle der Rutsche ergossen sich schwarze Fäden übers Gerüst. Es sah aus, als hätte dort ein Feuer gewütet, welches das Plastik erst schwarz gefärbt und dann geschmolzen hatte. Die Fäden waren so dünn wie Pferdehaare; manche vereinten sich zu Bündeln.
Und darin war etwas.
Zunächst war es mehr eine Ahnung − nichts, was ich hätte sicher festmachen können. Ich sah eine Bewegung aus dem Augenwinkel, aber immer, wenn ich meinen Kopf wendete, um die Stelle zu fixieren, schwankte nur einer der Fäden im Wind. Und doch ... ich war mir sicher, dass ich es mir nicht nur einbildete! Ich starrte das Ding an − bemüht, nicht zu blinzeln. Meine Augen trockneten aus, brannten. Schließlich musste ich sie zusammenkneifen, daran reiben. Als ich sie wieder öffnete, sah ich, dass sich das vordere Ende des geschmolzenen Plastiks auf mich zu bewegt hatte. Es war nähergekommen, definitiv!
Ich biss die Zähne fest aufeinander und fixierte es wieder. Ein Streifen Geschmolzenes auf der verdorrten Wiese, nichts weiter! Was sollte daran Ungewöhnliches sein? Dass erstarrte Flüssigkeiten den Anschein erwecken, aller Physik zum Trotz weiterhin zu fließen, war mir bereits mehrmals untergekommen. Das hatte etwas von einer optischen Täuschung. Dann sah ich eine Bewegung direkt unter dem Gerüst − dort, wo der Schatten am dichtesten war. Darin ... war etwas.
Warf es Blasen? Um das mit Sicherheit sagen zu können, hätte ich mich dem Gerüst nähern müssen. War es so wichtig, Gewissheit zu erlangen? Sollte ich das Risiko eingehen?
Ich wollte einen Schritt wagen, hin zu dem eigenartigen Gebilde. Da fiel mein Blick wieder auf das vordere Ende des Geschmolzenen. Die kleinen Kiesel, die zuvor noch auf der Wiese gelegen
hatten, waren darunter verschwunden.
«Brenda ...» Birk flüsterte, so leise er konnte. «Das gefällt mir nicht. Komm da weg, bitte!»
Womöglich war es die Eindringlichkeit seiner Stimme, vielleicht meine eigene Beobachtung, jedenfalls machte ich sofort ein paar Schritte nach hinten. Erst dann drehte ich mich um und schritt davon, so schnell ich konnte.

Kurzinterview zum Buch

1. EPV: Ein brutales Endzeitszenario - wie kommt eine lebensfrohe Frau wie Sie darauf?
Ich habe vom Szenario geträumt -- vom Teil mit dem Keller und von der Jagd im Sumpf und am verschlammten See bei der Herberge. Ein paar Tage danach kam dann im Radio, dass man 10 Liter Wasser pro Kopf einlagern sollte, falls etwas passiert ...

2. EPV: Wie sehr haben Sie selbst Angst vor der Zukunft?
Bedroht fühle ich mich vor allem durch die Möglichkeit einer Epidemie sowie durch politische Entwicklungen. Aber die Katastrophe von Tschernobyl war die erste Radiomeldung, an die ich mich bewusst erinnere; die Angst vor radioaktiver Verstrahlung hat mich durch meine Kindheit begleitet. Das Thema ist ein Klassiker, was Endzeit-Szenarios angeht. «Fallout 4» hat mich dahingehend inspiriert. Eine weitere düstere Welt, die mich sehr beeindruckt hat, war die aus «Picknick am Wegesrand». In meinem Roman geht es dann jedoch wieder um etwas anderes ...

3. EPV: Was ist Ihnen persönlich wichtiger: Buch oder Ebook?
Buch! Ich gehör zu den Menschen, die immer an den Seiten schnuppern. Dann vergleiche ich den Geruch mit anderen Büchern/CDs/Magazinen und ordne ein, welche ich an welcher Stelle bereits gerochen habe.

4. EPV: Wie bringen Sie Ihre Musik und Ihre Bücher unter einen Hut?
Es gibt kombinierte Lesungen und Konzerte. Ich arbeite gerade auch an einem Instrumental-Soundtrack, den ich zusammen mit dem neuen Buch aufführen kann. Neun Stücke, akustische Gitarre. Es soll davon auch noch weitere Arrangements geben, z.B. eine orchestrale Version.

5. EPV: Welche Projekte stehen demnächst bei Ihnen an?
Es wird nächstes Jahr Ausstellungen von mir geben -- vor allem Bilder im Format 70x100cm. Acryl, surreal, auf Pappe. Mit Elementen aus alten Computerspielen, die ich versucht habe, in die Malerei zu übersetzen. Ist eine Herausforderung, mit Pinselstrichen Pixel auf die Pappe zu bringen.
Im Frühjahr 2019 kommt außerdem das neue Album von «Jaana Redflower». Es heißt «Tis Amunde San», beschäftigt sich jedoch nicht mit einem Endzeitszenario, sondern mit (Macht-)Missbrauch in verschiedenen Formen.

Rezensionen zum Buch

in der bszonline , geschrieben von Marek Firlej.
bei der Phantastik-Couch , einem Online-Magazin für phantastische Literatur, geschrieben von Marcel Scharrenbroich
bei Rezibook , Rezension von Carry Voorhees
bei Rezibook , Rezension von Myra Frost

Preise

Preise:
1. Preis fürs Cover bei den Radio Planet Awards 2018
2. Platz als bestes Horrorbuch und als beste Cover-Designerin bei den Radio Planet Awards 2018